Physiotherapie nach einer Covid-19-Infektion

Behandlungsmöglichkeiten und ihre Bedeutung

Die Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Menschen, die eine Covid-19-Infektion hatten und während oder nach der Erkrankung unter Symptomen leiden. Es gibt verschiedene physiotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten, die dabei helfen können, die Genesung zu unterstützen und die Lebensqualität zu verbessern. Im Folgenden werden einige dieser Behandlungsmöglichkeiten und ihre Bedeutung näher erläutert:

  1. Atemtherapie: Covid-19 kann zu Atembeschwerden und Lungenproblemen führen. Atemtherapie-Übungen, die von Physiotherapeuten angeboten werden, können helfen, die Atmung zu verbessern, die Lungenkapazität zu erhöhen und die Sekretion zu lösen. Dadurch wird die Atemfunktion normalisiert und die Erholung der Lunge unterstützt. Atemübungen, Sekretmanagement, Entspannungstechniken und das Bewusstsein für die Atmung sind wichtige Aspekte der Atemtherapie.

  2. Muskelaufbau und körperliche Rehabilitation: Viele Menschen, die Covid-19 hatten, leiden unter allgemeiner Schwäche und Muskelschwund aufgrund von Bettruhe oder Inaktivität während der Krankheit. Gezielte Übungen und Rehabilitationstechniken, die von Physiotherapeuten eingesetzt werden, können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen. Muskelaufbau und körperliche Rehabilitation sind wichtige Bestandteile des Rehabilitationsprozesses und tragen zur vollständigen Genesung bei.

  3. Mobilisation und Gelenktherapie: Mobilisations- und Gelenktherapien werden eingesetzt, um Probleme im Bewegungsapparat, insbesondere der Gelenke, zu behandeln. Physiotherapeuten verwenden Techniken wie sanfte Dehnungen, Bewegungen oder Manipulationen, um die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern, Steifheit zu verringern, Schmerzen zu lindern und die normale Funktion der Gelenke wiederherzustellen. Mobilisation und Gelenktherapie sind besonders bei Gelenkschmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und nach Operationen zur Rehabilitation hilfreich.

  4. Energiemanagement und Ermüdungsmanagement: Viele Menschen, die Covid-19 überstanden haben, leiden unter anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung. Physiotherapeuten können Strategien zur Energieverwaltung entwickeln, um die Belastung zu optimieren, Pausen einzuplanen und den allgemeinen Energielevel zu verbessern. Durch diese Maßnahmen kann die Ermüdung reduziert und die Lebensqualität gesteigert werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die physiotherapeutische Behandlung nach einer Covid-19-Infektion individuell auf den Patienten abgestimmt werden sollte. Eine gründliche Untersuchung und Diagnose durch einen qualifizierten Physiotherapeuten ist erforderlich, um das beste Behandlungskonzept zu ermitteln.

Behandlung von Patienten mit sehr langer Liegedauer (z.B. Long Covid und Andere). Ein Behandlungskonzept (gekürzte Form) von Fritz Niklas (Physiotherapeut)©.

Befund: Körperliche Mängel wie Bewegungs-, vegetative- und psychische Störungen.

Der Bewegungsbefund bezieht sich auf betroffene Gelenke, Statik und Gleichgewicht. Eine ganzheitliche Behandlung von Körper und Geist ist entscheidend, um die neurale Heilung bei Patienten mit langer Liegedauer effektiv zu unterstützen. Dabei sollte besonders das vegetative Nervensystem, insbesondere der parasympathische Anteil, intensiv behandelt werden. Die Inselrinde spielt eine Schlüsselrolle und sollte gezielt berücksichtigt und trainiert werden, um nachhaltige Besserung zu erreichen.

Befunderhebung und Diagnose: Eine Grundlage für die optimale Behandlung.

Besondere Beachtung sollte dem vegetativen Nervensystem geschenkt werden, da der parasympathische Anteil bei höherem Alter und längerer Immobilisation durch Krankheit dazu neigt, abzuschwächen. Die Inselrinde, die zwischen Frontal-, Parietal- und Temporallappen liegt, spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung unserer Gefühlswelt und inneren Vorgänge. Gezielte Übungen können dazu beitragen, diese zu trainieren und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.

Inselrinde und ihre Teile:

Die Inselrinde besteht aus drei Teilen: dem hinteren, mittleren und vorderen Anteil. Der hintere Anteil ist der Hauptteil des vestibulären Assoziationscortex und beurteilt Schmerzintensität, Temperatur, Gleichgewicht und innere Wahrnehmung. Der mittlere Anteil verarbeitet Geruch, Geschmack, Gleichgewicht und akustische Signale, während der vordere Anteil Informationen von den anderen Anteilen abgleicht und an das Großhirn weitergibt.

Behandlung:

Um die Effektivität des Trainings zu überprüfen, sollten Assessments, wie Rumpfbeuge, Tandemstand, Arm-Schulterkreisen, Körperrotation, Luftnot, Schmerzlevel und Muskelspannung, eingebaut werden. Horizontale Augensprünge aktivieren nicht nur die Augen, sondern beeinflussen auch die Augenfelder im Frontallappen. Das Training sollte mit einer genauen Befunderhebung beginnen und Assessments für Beweglichkeit, Vegetatives, Psychisches und andere Defizite einschließen.

Gleichgewichtsorgane und -übungen:

Die Gleichgewichtsorgane im Ohr kontrollieren Bewegungen und geben Informationen an höhere Zentren, einschließlich der Inselrinde, weiter. Gleichgewichtsübungen, wie der kurze Fuß nach Dr. med. Janda und Zungenübungen, fördern die Stabilität der HWS und sprechen die Inselrinde an. Augentraining, Kopfrotation und verschiedene Bewegungen sind ebenfalls wirksam.

Atmung und Luftnotübungen:

Das Training der Atmung beeinflusst die Inselrinde positiv. Mobilisation von Zwerchfell, Brustkorb und Kräftigung der Atemmuskulatur sind entscheidend. Luftnotübungen mit verlängerter Ausatmung wirken auf verschiedene Teile der Inselrinde und verbessern Becken- und Verdauungsprobleme.

Beckenbodentraining und Wärme/Kälte-Anwendungen:

Beckenbodentraining erhöht die Interozeption der Inselrinde und sollte bei Verdauungs- und Beckenbodenproblemen berücksichtigt werden. Wärme und Kälte, richtig dosiert, werden vom hinteren Anteil der Inselrinde registriert und können vorbereitend für andere Übungen eingesetzt werden.

Bewegungsapparat:

Die Durchbewegung aller betroffenen Gelenke unter Traktion, Knorpeltraining und Beweglichkeitsverbesserung durch Tracktionsmobilisation sind essentiell. Massagen des Brustkorbs und Bauchraums aktivieren den Nervus Vagus.

Fazit:

Die vorgestellte ganzheitliche Behandlung, die auf die Inselrinde und ihre Teile abzielt, bietet eine umfassende Herangehensweise zur Unterstützung der neuralen Heilung bei Patienten mit sehr langer Liegedauer, insbesondere bei Long Covid und ähnlichen Erkrankungen. Ein individualisiertes, angepasstes Training unter Berücksichtigung von Assessments und regelmäßigen Überprüfungen kann zu nachhaltigen Verbesserungen führen.